Sprachwitz an allen Ecken: Es jandlt sehr



Ottos Mops kocht noch hoch, wer hätte das gedacht? Nun, zumindest Rüdiger Hentzschel, der in der Scala einen brillanten, berührenden und immer unterhaltsamen biographischen Abend mit Texten von Ernst Jandl (1925- 2000) füllt. In „lechts und rinks“ zeigen vier Jandl-Klone und eine Friederike Mayröcker, dass dem großen Wiener Dichter wirklich nichts Menschliches fremd war. Ob subtil politisch, antikatholisch, derb-fäkal oder rührend – Jandls Lyrik und seine weniger bekannte Prosa bewegen noch immer und stellen klar, dass nicht erst Kathrin Röggla den Konjunktiv entdeckt hat. Sprachwitz hagelt sogar aus Handpuppenmündern und Eiskästen. Großes, größtes Tohuwabohu – und viel zu kurz!



Martin Lhotzky, Falter





Rüdiger Hentzschel Foto:© Bettina Frenzel

Hommage für den Großmeister der experimentellen Poesie in Österreich!...



Rüdiger Hentzschel zeigt in der Scala „lechts und rinks - kein bunter abend und doch mit musik“… Babett Arens, Max Hoffmann, Wolfgang Lesky, Leopold Selinger und Hentzschel selbst trugen die Texte…vor, Martin Kratochwil, Alfred Bäck und Günther Baronyai-Schiebeck begleiteten auf Keyboard, Percussion und Bass. …Das waren eineinhalb Stunden prallster Komödiantik und philosophischer Tiefe. Gelöste Heiterkeit hielt Schritt mit Nachdenklichkeit und Bewunderung für Klugheit, radikale Kritik und ein menschliches Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.



V.P., Neue Kronenzeitung





Rüdiger Hentzschel Foto:© Bettina Frenzel

„Lechts und rinks“:
Stadttheater Mödling huldigt Ernst Jandl

Mödling (APA) - Gleichsam als Epilog zum vorjährigen 85. Geburtstag und zehnten Todestag von Ernst Jandl hat Rüdiger Hentzschel im Stadttheater Mödling eine unterhaltsame Art Jandl-Revue auf die Bühne gestellt. Das Premierenpublikum zeigte sich am Samstagabend von Hentzschels einfallsreicher Hommage „lechts und rinks. kein bunter abend und doch mit musik“ höchst angetan.

Es ist ja nicht wirklich einfach, dem Werk Jandls in komprimierter Form beizukommen, ohne den Fallen der Imitation bereits stattgefundener Zugangsarten zu erliegen. In Mödling jedoch gelingt dieses Kunststück auf verblüffende Weise. Max Hoffmann, Wolfgang Lesky, Leopold Selinger und Hentzschel selbst teilen sich den Jandl-Part untereinander auf. Babett Arens verkörpert u.a. Friederike Mayröcker, insbesondere in den Passagen der Sprechoper „Aus der Fremde“, in der zwischen Schreibhemmung, Schlafstörung und Alkoholkonsum der literarische Alltag verdichteten Lebens in selbstironischer Manier dargestellt wird. Und sonst: Natürlich kotzt Ottos Mops, bezwetschkigt man sich vor Obstgärten, und ein Faulsein ist nicht.

Foto:© Bettina Frenzel

Die Kompilation aus prosaischen, dramatischen und lyrischen Texten wird zur Annäherung an den Menschen Ernst Jandl, zum Kaleidoskop aus Kindheit, Zeitgeschichte, Wiener Impressionen und der gesamten Bandbreite persönlicher Befindlichkeiten. Besonders stark wirkt dabei die Thematisierung des körperlichen Verfalls: Der stets erweiterte Refrain „Du alter Arsch, du wirklich alter Arsch“ aus „Älterndes Paar. Ein Oratorium“, tatsächlich als Litanei im Chor heruntergeleiert, macht in der Spannung zwischen katholischgebetsmühlenartigem Gestus und konstatiertem Verlust einstiger Sinnesfreuden die pure Verzweiflung über die triste physische Verfassung des kranken alten Mannes voll Ingrimm spürbar.

Für die zeitweiligen Vertonungen ist Martin Kratochwil zuständig, der vom Keyboard aus gemeinsam mit Alfred Bäck (Percussion) und Günther Baronyai-Schiebeck (Bass) manchen Texten teils jazzige, teils wienerlied-gstanzlhafte Potenziale erschließt. Manchmal klingt es geradezu wie in einer guten alten Peter-Alexander-Show, wie überhaupt, in Bezug auch auf die jüngst zu Ende gegangene Ausstellung im Wien Museum, die wahre Ernst-Jandl-Show nun idealer Weise im Nachhinein zu erleben wäre - und das im Stadttheater Mödling.

APA März 2011

Foto:© Bettina Frenzel

Jandl: lechts und rinks
STADTTHEATER / Rüdiger Hentzschel inszeniert im Stadttheater einen nicht bunten Abend, aber doch mit Musik.

ÖDLING / Ernst Jandl ist vorzutragen, dann erst zu lesen. Das hat der Grenzpoet selbst so gehalten,denn bekannt geworden ist er vor allem durch eigene Lesungen, erst in zweiter Linie sorgten dann die Bücher für seine bis heute ansteigende Popularität über den deutschen Sprachraum hinaus. Jandl im Team vorzutragen, bietet neue Chancen. Mit „lechts und rinks / kein bunter abend und doch mit musik“ kompiliert und inszeniert Rüdiger Hentzschel im Stadttheater die ‚gedichte’ sozusagen mehrstimmig, plastischer als es ein Monolog zuwege brächte. Ein Meisterstück was Babett Arens, Max Hoffmann, Wolfgang Lesky Leopold Selinger und Rüdiger Hentzschel selbst da abliefern. Sie eilen durch Jandls Werk, jeder des anderen Kontext und Kontrapunkt. Dadurch bieten sich neue Blick- und Hörpunkte, selbst bei Klassikern wie ‚ottos mops’ oder ‚schtzngrmm’. Durch die Verzerrung der Sprache zeigt sich die Welt in verstörender Deutlichkeit und schon Jandl selbst provozierte damit bei seinen Lesungen Gelächter im Publikum – wie auch seine Interpreten im Stadttheater Mödling.

Für die zeitweiligen Vertonungen ist Martin Kratochwil zuständig, der vom Keyboard aus gemeinsam mit Alfred Bäck (Percussion) und Günther Baronyai-Schiebeck (Bass) manchen Texten teils jazzige, teils wienerlied-gstanzlhafte Potenziale erschließt. Manchmal klingt es geradezu wie in einer guten alten Peter-Alexander-Show, wie überhaupt, in Bezug auch auf die jüngst zu Ende gegangene Ausstellung im Wien Museum, die wahre Ernst-Jandl-Show nun idealer Weise im Nachhinein zu erleben wäre - und das im Stadttheater Mödling.

Harald Edelbauer, NÖN März 2011

Rüdiger Hentzschel Foto:© Bettina Frenzel

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