WIEN: „Hysteria” von Terry Johnson, Scala, 27.10.2007 Premiere Als Terry Johnson – er war damals 27 Jahre alt! – 1982 sein Stück „Insignificance“ vorstellte, erhielt er in seiner
englischen Heimat zu Recht den Preis als „Most Promising Playwright“. Inzwischen hat er sich seinen Platz in einer
doch recht starken, von Stoppard, Hare, Hampton als bereits „klassischer“ Riege beherrschten englischen Theaterszene
gesichert, vor allem mit „Hysteria“ von 1993, wofür er den „Olivier Award Best Comedy“ erhielt. Erstaunlich, wie
frisch dieses Stück doch wirkt (was man nicht von jedem sagen kann, das eineinhalb Jahrzehnte auf dem Buckel hat) –
aber es ist, schon von der Thematik her, eben zeitlos… |
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Was Salvador Dali surreal gemalt hat, hier auf der Bühne explodiert es in urkomischen Situationen, wenn eine junge Frau nächtlich an die Terrassentür des alten Dr. Freud kommt, Einlass begehrt und ihn an den Fall einer als Kind missbrauchten Hysterikerin erinnert, der ihm keine Ehre gemacht hat. Vor seinem Hausarzt will Freud die junge Frau allerdings verstecken, was zu Feydeau’artigen Situationen führt, in denen Salvador Dali, ein ungebetener Gast, als exzentrischer Künstler und dabei rührender Mensch heftig mitmischt. Es ist eine Achterbahnfahrt zwischen Komödie und Tragödie, wie nur die Engländer sie wagen, und die allerhöchste Ansprüche an die Interpreten stellt. |
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Hier triumphiert die Aufführung des Theaters Scala in der Wiedner Hauptstraße, denn viel besser könnte man das Stück nichtumsetzen, als es hier im stimmungsstarken Bühnenbild von Johannes Leitgeb und in der doppelt präzisen Regie von Rüdiger Hentzschel geschieht – präzise im Timing der Komik und präzise in der Unbarmherzigkeit der Analyse, die hier drinnen steckt und Freud, dessen Selbstgerechtigkeit bekannt war, in ein Inferno der Selbstzweifel schickt, die er mit aller Gewalt wegstoßen möchte. Peter Faerber ist Freud, der alte, aber bei aller körperlichen Schwäche geistig noch starke Mann, und er ist logisches Zentrum der Gestalten, die um ihn kreisen, stellenweise tanzen: die vorzügliche Monica Anna Cammerlander, die ihn aufrüttelt, der beeindruckende Willy Höller als Arzt, der Freud sein verlorenes Judentum vor Augen stellt, und schließlich als Sahnehäubchen auf der auch höchst wienerisch wirkenden Melange der anbetungswürdig komische Carl Achleitner als Dali, das zauberhafte Genie. |
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Man wüsste nicht allzu viele Theaterabende in Wien zu nennen, deren Besuch man so uneingeschränkt empfehlen kann. Renate Wagner, Merkur |