Gibt es den gerechten Mord?

Welche Mittel darf man anwenden, um einen menschenverachtenden Polizeistaat, brutale Unterdrückung, künstlich erzeugte Hungersnöte zu bekämpfen? Revolte? Mord? Gibt es also gerechte Mörder?

Mit diesen Fragen befasst sich Albert Camus' „Die Gerechten“. Der französische Existentialist verlegt sein Stück ins zaristische Russland des Jahres 1905, um die Gewissensnöte einer Gruppe von Revolutionären zu schildern, die „Russland wird schön!“ auf ihre Fahnen geheftet haben.
Rüdiger Hentzschel inszeniert im Stadttheater Mödling ein durchaus „kopflastiges“ Bühnenstück, das aber mit seinen Fragestellungen und Dialogen dennoch stets spannend bleibt.
Die schauspielerische Leistung von Ignaz Pluhar als Hauptfigur Iwan ist besonders hervorzuheben. Er spielt die Rolle des zum Galgen bereiten Kämpfers für die gerechte Sache mit Schwermut – Folge eines Dilemmas: Wie leben mit der Tatsache, dass er mit der Bombe den Großfürsten tötete, aber dessen Frau, die ihren Mann so sehr liebte, das Leben schenkte?
Natalie Ananda Assmann, Johanna Withalm, Randolf Destaller und Florian Graf zeichnen die Revolutionäre ganz individuell - bangend zwischen Hoffnung und Zweifel. Einen düsteren Polizeiobersten gibt Peter Gruber, und Peter Gulan als Gefangener konfrontierte den Mörder mit einer weiteren Frage: Will das Volk von euch befreit werden?
Monica Anna Cammerlander gab die verzeihende Großfürstin vielleicht allzu mild.
Die Knalleffekte außerhalb der Dialoge setzte auf der Bühne Marcus Ganser – und vermittelte damit eine Idee von der Brutalität der realen Vorgänge.
Im ausverkauften Stadttheater Mödling applaudierte auch Erika Pluhar nicht nur ihrem Enkelsohn.
Fazit: Ein empfehlenswerter eineinhalbstündiger Theaterabend für alle mit Hang zu Philosophie und Politik.

Badener Rundschau, N.N.

Die Gerechten

Welche Mittel darf man anwenden, um einen menschenverachtenden Polizeistaat, brutale Unterdrückung, künstlich erzeugte Hungersnöte zu bekämpfen? Revolte? Mord? Gibt es also gerechte Mörder?

Die Bühnenwerke von Albert Camus und Jean Paul Sartre werden langsam wiederentdeckt. Da darf das Stadttheater Mödling nicht fehlen. Gerade die Geschichte einer Verschwörergruppe, die einen russischen Großfürsten töten will, hat dank des Trends, Politik mittels Selbstmordattentäter zu gestalten, längst wieder Gültigkeit. Regisseur Rüdiger Hentzschel erzählt das Drama mindestens ebenso minutiös wie intensiv nach, ohne sich aktueller Anspielungen hinzugeben. Was Camus uns zu sagen hat, gilt unbeschadet der historischen Bindung an die Anfänge der russischen Revolution. Das ganze Ensemble geht den geraden Weg mit. Peter Gruber liefert die faszinierende Studie eines Geheimpolizisten. Das Bühnenbild von Marcus Ganser beeindruckt. Fazit: Die spannende Geschichte eines Attentats stringent erzählt, mit viel Stoff zum Nachdenken.

NÖN, T.J.

Retour zu Übersicht